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Die Verbindung von aufklärerischer Vernunft und Wissenschaft

Bruno Bauch (1877 - 1942)

Foto Bruno Bauch

„Bruno Bauch (1877-1942) betrieb seine philosophischen Studien ganz im Umkreis der Südwestdeutschen Schule; er hörte bei Windelband in Straßburg und Kuno Fischer in Heidelberg, vor allem bei Rickert in Freiburg, bei dem er 1901 promovierte und dem er bis zu dessen Tod eng verbunden blieb. ... Die geringe Präsenz seines Werks in den philosophischen Diskussionen nach 1945 hängt vermutlich mit der ihn kompromittierenden Parteinahme für den Nationalsozialismus zusammen.“

Helmut Holzhey in: Helmut Holzhey / Wolfgang Röd, Die Südwestdeutsche Schule, in: Geschichte der Philosophie Band XII, München, C. H. Beck Verlag 2004, S. 111.

„Das Moment der Sachnotwendigkeit war es, das im Begriffe der Kausalität erstmals zu einem exakten Versuch, das Naturgesetz zu bestimmen, bei Galilei führte, dessen unvergängliche methodologische Bedeutung am eindrucksvollsten wohl Riehl und Hönigswald zur Darstellung gebracht haben. Man wird Galileis Versuch am präzisesten dahin bezeichnen können, daß Galilei die Naturgesetze als besondere, durch empirische Inhalte bestimmte Arten der Kausalbeziehung begriff. Durch das Kausalgesetz hatte er eine objektive, dem Naturgesetz bereits zugrunde liegende Beziehung ermittelt, die einen vom Subjekte unabhängigen, die Erscheinungen bestimmenden Zusammenhang darstellt.

Bruno Bauch, Das Naturgesetz,Leipzig-Berlin 1924, S. 16.

„Bruno Bauch ... wird als Schüler Windelbands und Rickerts zwar gemeinhin zur Südwestdeutschen Schule gezählt, steht aber der Sache nach dem realistischen Kritizismus Riehls und Hönigswalds näher als dem Wertkritizismus der Südwestdeutschen. Bauch vertritt einen realistischen Kritizismus, weil er das Affinitätsproblem in streng objektivistischem Sinne löst, indem er den logischen Zusammenhang von Allgemeinem und Besonderem im Hinblick auf die Forderung nach der Erkennbarkeit der besonderen Naturerscheinungen in ein objektiv-logisches Kontinuum und in einen Einheitsgrund der besonderen Naturerscheinungen umdeutet. Bauchs gesamte theoretische Philosophie ist als Entfaltung und Variation dieses Grundgedankens aufzufassen, den er in der Kritik der teleologischen Urteilskraft und in Kants Lehre vom ‚regulativen Gebrauche der Ideen der reinen Vernunft‘ vorgebildet findet.“

Kurt Walter Zeidler, Versuch einer kritischen Aneignung der Dialektik bei Hönigswald und Bauch, in: Detlev Pätzold / Christian Krijnen, Der Neukantianismus und das Erbe des deutschen Idealismus: die philosophische Methode, Würzburg, Königshausen & Neumann 2002, S. 189.

„Die Wahrheit ist das fundamentum der Erkenntnis in ihrem objektiven wie in ihrem subjektiven Verstande. Das besagt nach Bauch, daß sie nicht nur die formale, sondern auch die materiale Geltungsbeziehung bedingt. Sie bedingt die objektive Geltung des gegenständlichen Sinnes. Dieser Sinn ist gültig, objektiv gültig, weil seine Bestimmtheit in zugleich logisch-formalen und sachlich-materialen Beziehungen - Bauch nennt sie ‚gegenstandslogische Beziehungen‘ - besteht, gründet. (...) Es gibt den objektiven, dem Zusammenhang zwischen den Gegenständen der Erkenntnis entsprechenden Bestimmungszusammenhang. Diesem muß das erkennende Subjekt folgen, wenn es zur Wahrheit gelangen können soll. Es muß diesem selbstverständlich vor allem in den Wissenschaften folgen.

Werner Flach, Bruno Bauch, in: Werner Flach / Helmut Holzhey, Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1980, S. 53, 56.

„Wie die Richtigkeit Wahrheit und Wirklichkeit verbindet, so wird wirkliche lebendige Einsicht der Philosophie auch immer ihren Zusammenhang als Bedingungsverhältnis aufschließen und in jener die Bedingung der Möglichkeit für diese erkennen. Die Geltungsbeziehung enthüllt sich ja, wie auch schon Lotze in seinen für das ganze moderne Platon-Verständnis grundlegenden Ausführungen über den Platonischen Idealismus gezeigt hat, in letzter Linie als Idee. Wie sehr darum auch immer zunächst noch ‚Wesen‘ und ‚Werden‘ bei Platon auseinandertreten müssen, als Geltungsbeziehung rückt sich die Idee als solche gerade im Werden nun auch in ihr Verhältnis zur Wirklichkeit, zum Dasein. Hatte doch gerade Platon schon erkannt, daß es kein Dasein geben könne, wenn es nicht immer auch schon als ‚So-Sein‘ wäre, wenn es keine Bestimmtheit, keine ‚Beschaffenheit‘ hätte.“

Bruno Bauch, Wahrheit und Richtigkeit, Festschrift für Joh. Volkelt, München 1918, S. 40-57.

Biographie, Literatur und  Kurzdarstellung: http://phaidon.philo.at/asp/bbauch.htm

Biographie: https://www.deutsche-biographie.de/sfz2230.html#ndbcontent

Bedeutende Werke:

Luther und Kant, Berlin 1904
Geschichte der neueren Philosophie bis Kant, Berlin/Leipzig 1908
Immanuel Kant, Berlin/Leipzig 1911
Studien zur Philosophie der exakten Wissenschaften, Heidelberg 1911
Lotzes Logik und ihre Bedeutung im deutschen Idealismus. In: Beiträge zur Philosophie des Deutschen Idealismus, Bd. 1, S. 45-58, 1918

Wahrheit, Wert und Wirklichkeit, Leipzig 1923
Die Idee, Leipzig 1926
Philosophie des Lebens und Philosophie der Werte, Langensalza 1927
Grundzüge der Ethik, Stuttgart 1935