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Die Verbindung von aufklärerischer Vernunft und Wissenschaft

Call for Papers "Form und Funktion der Philosophie Ernst Cassirers"

Call for Papers
Form und Funktion der Philosophie Ernst Cassirers.
Workshop zum 100-jährigen Jubiläum der Philosophie der symbolischen Formen.
07. und 08.12.2023, Warburg-Haus Hamburg
organisiert von Daniel Koenig, Heike Koenig, Tim Schmidt und Tim-Florian Steinbach

Vor 100 Jahren erschien der erste Band der Philosophie der symbolischen Formen Ernst Cassirers, ein philosophisches Programm, zu dessen Ausarbeitung Cassirer seinen eigenen Angaben zufolge unter anderem durch einen Besuch der Warburg-Bibliothek inspiriert worden ist: Die Vielfalt des Materials, seine konzeptionelle An- und ständige Neuordnung sowie das sich durchziehende Grundmotiv der „Spannung von Freiheit und Notwendigkeit“ (Nachruf ECW 17, 371) stehen in direkter intellektueller Verwandtschaft zu Cassirers eigenem philosophischem Ansatz. 100 Jahre später lässt sich die Frage stellen, was uns die Philosophie der symbolischen Formen heute noch zu sagen hat – weniger mit Blick auf das konkrete Material, das sie bewältigt, und die spezifischen Einzelfragen und -probleme, die sie diskutiert, als vielmehr hinsichtlich der Frage nach der Form und Funktion des Philosophierens selbst, die sich in ihrer Systematik verkörpert. Was ist es eigentlich, das uns an dieser Art des Philosophierens heute noch fasziniert und wie lässt sich der Geist der Philosophie der symbolischen Formen für die Gegenwart fruchtbar machen?
So zeugen zahlreiche neuere Veröffentlichungen (siehe z.B. Hoel/Folkvord 2012; Klattenhof/Favuzzi/Endres 2016; Steineck 2017; Breyer/Niklas 2019; Seitz 2019) zu Cassirers Denken von einem anhaltenden Interesse, das weit über philosophiehistorische Fragen hinausgeht und nicht allein mit dem Verweis auf Cassirers Status als Klassiker zu erklären ist, der die Kulturphilosophie und die Cultural Studies maßgeblich beeinflusst hat. Unsere Arbeitshypothese lautet, dass die Aktualität der Philosophie der symbolischen Formen darin begründet liegt, dass sie eine moderne, offene und liberale Haltung des Philosophierens verkörpert. Weder setzt sie auf Letztbegründungen (ohne sich deshalb der Gefahr eines Relativismus auszusetzen) noch reduziert sie die von ihr in den Blick genommenen Phänomene auf deren Funktion in Machtdiskursen. Ausgehend von der Vielfalt menschlicher Aktivitäten sucht sie Orientierung zu bieten und unterläuft dadurch vorschnelle normative Setzungen. Zugleich verhindert die Funktion und Einheit der Formgebung und -werdung bei aller Systematik ein Erstarren in den rigiden Strukturen eines philosophischen Systemdenkens. Weil es sich in diesem Sinne um eine engagierte Kulturphilosophie handelt, welche die Formen der Kultur(en) in ihrer Eigenständigkeit anerkennt, ohne ihren gemeinsamen Funktionszusammenhang aus dem Blick zu verlieren, erscheint sie in hohem Maße anschlussfähig an heutige Fragestellungen, beispielsweise solche der Wissenschaftstheorie, der Technikphilosophie oder der Anthropologie – aber auch an solche, die Cassirer selbst nicht explizit adressiert oder nur angerissen hat, wie z.B. Fragen der Interkulturalität.
Um dieses Potential auszuloten, möchten wir mit anderen Nachwuchswissenschaftler*innen (Doktorand*innen und Postdocs) zu einem Workshop im Warburg-Haus zusammenkommen. Bei diesem sollen weniger die gängigen Fragen der Zuordnung Cassirers zu einer Tradition
(z.B. zum Neukantianismus) oder Fragen der Verortung in Diskursen seiner Zeit (z.B. der philosophischen Anthropologie) diskutiert werden, sondern der symbolischen Bedeutung des Ortes entsprechend die Frage im Zentrum stehen, ob und inwiefern die Philosophie der symbolischen Formen eine fruchtbare Heuristik und/oder Methode für ein zeitgenössisches Philosophieren bereitstellt.
Um dieser Frage auf produktive Weise nachzugehen, möchten wir anstelle des gängigen und weithin bekannten Formats einer Fachtagung den offenen Charakter eines Workshops in die Tat umsetzen, indem wir gemeinsame Diskussion und offenen Austausch in den Vordergrund stellen. Anstelle umfangreicher Vorträge soll es entsprechend kürzere Impulsvorträge geben, die keine finalen Antworten liefern, sondern dazu anregen, gemeinsam mit Blick auf zentrale Schlüsselstellen an Problemstellungen zu arbeiten, offenen Fragen und möglichen Aktualisierungen nachzuspüren. Impulse zu möglichen Weiterentwicklungen der Cassirer’schen Philosophie sind ebenso willkommen wie Problemanzeigen zu systematischen Kernaspekten, die ermöglichen, zeitgenössische Positionen des Philosophierens produktiv weiter zu entwickeln.
Für die Bewerbung um eine Teilnahme bitten wir um ein kurzes Exposé von max. 300 Wörtern; die Impulsvorträge selbst sollten 20 Min. nicht überschreiten. Zusätzlich bitten wir um die Nennung zentraler Passagen aus dem Werk Cassirers (max. 5 Seiten, ECW, Meiner), die Sie im Sinne von Schlüsselstellen mit den anderen Teilnehmer*innen diskutieren wollen. Die Exposés sowie die angegebenen Passagen werden vor dem Workshop an alle Teilnehmer*innen zur Vorbereitung verschickt. Eine Kostenerstattung in Form einer Kostenpauschale in Höhe von 300 EUR pro Teilnehmer*in wird angestrebt. Über die aktuellen Entwicklungen halten wir alle Bewerber*innen auf dem Laufenden.

Bitte richten Sie Ihre Bewerbung bis zum 16.07.2023 an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.